Abschließend möchte ich als Beispiel für die Bedeutung des internationalen Austausches und seine vielfältigen Auswirkungen Adriana Affortunati erwähnen. Die brasilianische Künstlerin war 2018 zu Gast bei AIR er und sie hat damals schon einiges hier bewegt. Sie hat nicht nur innerhalb kurzester Zeit eine Ausstellung mit sämtlichen zu der Zeit in Krems residieren kunstler*innen in einem fast Katakombenartigen Weinkeller in Stein auf die Beine gestellt. Sie ist kurze Zeit später tatsächlich nach Krems gezogen um weitere Projekt anzubahnen und zu verwirklichen. Sie fanden Krems nicht nur wegen seinen gesichtlichen Auflandungen und seine Charme interessant, sie hatte die Stadt auch deswegen als neuen Lebensmittelpunkt gewählt, weil es ihr hier besonderes gut gelungen ist, mit den Leuten vor Ort in Verbindung zu treten. Sie schafft es wirklich auf besondere Weise, Türen zu öffnen und über Kunst Kommunikation herzustellen.

Sie hat es geschafft und das lässt mich an Jo Aichinger denken, dem das auch stets ein Anliegen war - Menschen über die Gattungs - und Systemgrenzen und damit ihre meist recht geschlossenen Soziotope hinweg zu verbinden. Auf diese Weise gelingt es Kunst und Leben zu verschränken und sich ein wenig jenseits der Kategorie, jenseits der Kategorien zu bewegen und zu denken.

Wenn eine Residency-Aufenthalt eine derartige Wirkung entfaltet und Spuren hinterlässt, nicht nur in Form von Kunst, sondern auch über Begegnungen und Austauscht dann zeigt sich darin die Gründidee von Residency, nämlich der lebendige Austausch jenseits von Kategorien wie regional national oder international. Ein solches Ergebnis bestätigt sowohl die Grundidee als auch die Praxis der Entwicklung und Ausrichtung von AIR - Artist in Residence Niederösterreich in all diesen Jahren seit seiner Gründung. In diesem Geist soll und wird es weitergehen und weiterwachsen.

VOM ZENTRUM DER PERIPHERIE | 20 Jahren AIR Niederösterreich
David Komary. Gesprach mit Johan Nane Simonsen
Art Edition Verlag Bibliothek der Provinz
ISBN 978-3-99126-062-2